„Welch ein wunderschöner und kurzweiliger Tag"

Als ich von der Schwangerschaft erfuhr, verspürte ich schon bald den Wunsch, erneut von Saskia begleitet zu werden. Aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen bei der Geburt meiner Tochter und Saskias Begleitung im Vorfeld, konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als eine Hausgeburt.
Auch diesmal bin ich im Nachhinein sehr glücklich über den Schwangerschafts- und Geburtsverlauf. Saskia nahm sich bei den Terminen im Vorfeld immer viel Zeit, mal bei uns zu Hause, mal bei ihr in der Praxis – wie es gerade besser passte. Der Kontakt mit ihr war äußerst angenehm und auf Augenhöhe.

Da eine Hebammenbegleitung nur bis 2 Wochen nach errechnetem Termin möglich ist, wurden wir leicht nervös, nachdem bereits eine Woche vergangen war. Dem Kleinen schien es noch gut zu gefallen in Mamas Bauch. Am achten Tag entschlossen wir uns zu dem Versuch, das ganze etwas zu beschleunigen. An Tag 9 wäre die obligatorische Kontrolle beim Frauenarzt fällig gewesen, auf die wir beide nicht besonders scharf waren. Kurzerhand akquirierten wir einen Klangkünstler und einen Osteopathen, welche zufälligerweise gerade bei uns im Garten kampierten.
Es folgte eine dreistündige Klangreise mit verschiedenen Instrumenten (Gongs, Klangschalen, Flöte, Gitarre etc.), kombiniert mit einer wehenfördernden osteopathischen Behandlung. Zusätzlich gab es einen Tee mit Schafgarbe, Frauenmantel und Himbeerblättern. Am Abend wurde das Wellnessprogramm mit einer entspannenden Massage abgerundet.

Wie erhofft, gingen in der Nacht, gegen 4 Uhr, die Wehen los. Zunächst im Abstand von etwa 30 Minuten. Am Morgen wurde das ganze intensiver, sodass ich begann, den Geburtspool zu befüllen. Ich gab Saskia Bescheid, dass es heute wohl so weit sei. Wir frühstückten ausgiebig, erledigten die letzten Vorbereitungen für die Geburt und überlegten, noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Da die Wehen immer stärker und die Abstände kleiner wurden, kam es zu diesem aber nicht mehr. Stattdessen machten wir es uns auf dem Sofa mit entspannender Musik gemütlich. Um ca. 13 Uhr rief Saskia an, um nach dem aktuellen Stand zu fragen. Kurz danach wurde mir klar, dass es nicht mehr lange dauern würde.

Ich fragte Lisa, ob ich Saskia informieren solle. Sie antwortete, bevor sie in den Pool steige, brauche ich ihr nicht Bescheid zu geben. Sie stand nun ca. 45 Minuten am Poolrand und atmete die Wehen weg. Ich vermied es nun, Lisa anzusprechen, sodass sie sich ganz auf sich konzentrieren konnte. Stattdessen versuchte ich, für angenehme Atmosphäre zu sorgen (Rollladen runter, dezentes Licht, entspannte Musik, …).
Um 13:50Uhr stieg Lisa in den Pool. Sie schien nach wie vor ganz bei sich zu sein und alles, was um sie herum geschah, zu vergessen. Kniend und sich mit beiden Händen an den praktischen Griffen des Pools festhaltend, atmete sie eine Wehe nach der anderen weg. Dass ich ihr etwas zu trinken anbot, schien sie gar nicht zu registrieren. Als ihre Atmung etwas unregelmäßig und schneller wurde, legte ich meine Hand auf ihre. Ich versuchte, sie mit meinem tiefen Ein- und Ausatmen wieder in den Flow zu bringen (keine Ahnung, ob sie davon etwas bemerkt hat).
Um kurz nach 2 eilte ich zur Haustür, um für Saskia den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken.

Als ich zurückkam, war bereits der kleine Kopf sichtbar. „Ich sehe seinen Kopf“ sagte ich, und mir kam dabei eine Träne. Wenige Sekunden später glitt er in den Pool. Lisa drehte sich um, fischte den Kleinen aus dem Wasser und nahm ihn in ihren Arm.
Ich wählte Saskias Nummer und Lisa sagte, ich solle doch erstmal zu den beiden kommen. Also legte ich wieder auf und schloss die beiden in die Arme.
Saskia, die den abgebrochenen Anruf sah, rief sofort zurück. Ich sagte nur „Hallo Saskia“. Saskia wusste sofort, was Sache war, da sie unser Kind im Hintergrung schreien hörte. „Alles klar, ich komme!“, war ihre Antwort. Mama und Kind verweilten noch ca. 10 Minuten im Pool, ich zog mich aus und gesellte mich ein paar Minuten zu ihnen. Sie entschied, die Plazenta nicht im Pool gebären zu wollen, also stieg sie mit Baby in Arm heraus, gab ihn mir in den Arm und konzentrierte sich auf ihre Plazenta. Als diese in der Schüssel war, kam Saskia zur Tür herein und begann, ihre Arbeit zu verrichten.
Die nächsten 3 Stunden vergingen, wie im Flug. Saskia hatte nun alles nötige erledigt und wirkte erschöpft, da sie in der Nacht zuvor schon 2 Geburten hatte. Zum Glück aller Beteiligten hatten unsere beiden, im Garten kampierenden, Geburtshelfer, schon einen leckeren Eintopf vorbereitet.

Diesen aßen wir gemeinsam und verabschiedeten uns mit großer Dankbarkeit von Saskia.

Welch ein wundervoller und kurzweiliger Tag.